Member hat gesagt:
Du zwingst mich (fast) dazu wissenschaftlich (mit Quellenangabe) zu antworten.
Mich hat nur interessiert woher du diesen Optimismus nimmst.
Um jetzt nicht zu weit Off-Topic zu gehen der Chart des Xtrackers MSCI Africa.
Ich habe in diesen Fond einen kleinen Betrag investiert weil ich die Entwicklung des Kontinents grundsätzlich positiv sehe und gegenüber anderen Wirtschaftsregionen noch viele Nachholeffekte bestehen. Da ich 2018 gekauft habe liege ich bei ca. -30%.
Anhang anzeigen x1.jpg
Shoprite ist der größte Lebensmitteleinzelhändler in Afrika. Kann man sich vom Aufbau der Supermärkte in etwa so vorstellen wie einen Real Markt in Deutschland. Hatte Shoprite Aktien gekauft und zum Glück wieder mit +/- 0 raus. Es ist geplant sich unter anderem aus Nigeria und Kenia wieder zurück zu ziehen. Folgender Artikel hierzu wurde im Nachrichten aus Afrika Thread verlinkt:
Shoprite to lay off 115 as it shuts Mombasa branchAnhang anzeigen x2.jpg
Member hat gesagt:
Als einst leistungsstärkste Volkswirtschaft wurde die Rep. Südafrika erstmalig 2014 beim BIP von Nigeria als größte Volkswirtschaft abgelöst; auf Grund der Ölabhängigkeit Nigerias und den damit verbundenen Preisschwankungen auf dem Weltmarkt gab es mehrmals einen Wechsel zwischen diesen beiden Ländern in der Führung; BIP-Entwicklung in Nigeria siehe hier:
Nigeria - Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2021 | Statista und hier:
Nigeria - Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2024 | Statista
Nigeria hat 2014 die Berechnung des BIPs angepasst. In wie weit das notwendig und richtig war kann ich nicht beurteilen.
Warum Nigeria schlagartig Afrikas größte Wirtschaft wird
ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.
Nigeria hat mit >200 Millionen Einwohner deutlich mehr Einwohner als Südafrika mit ca. 60. Millionen. Der Wohlstand ist äußerst ungleich verteilt. Bei der einfachen Bevölkerung kommt fast nichts an. Zur Einordnung der Preise für Arbeit: Der Mindestlohn liegt bei 18.000 NGN (ca. 40 EUR) im Monat. Seit Jahren scheitert eine Erhöhung auf 30.000 NGN (ca. 65 EUR) am Widerstand einiger Bundesstaaten die die Mehrkosten hierfür nicht tragen möchten. Wir bezahlen an einen externen Dienstleister pro Stunde 100 NGN (ca. 0,22 EUR) für einen Wachmann. Eine normale Arbeitskraft kostet ca. 1 Euro pro Stunde. Solange sich an der Massenarbeitslosigkeit nichts ändert werden die Löhne auch nicht wesentlich steigen.
Member hat gesagt:
Die Reformprogramme gegen Korruption der Regierungen seit 1999 in Nigeria sind hier zu entnehmen (
LIPortal - Das LänderinformationsportalWirtschaft & Entwicklung );
Die Informationen auf der verlinkten Website sind gut. Nur etwas zu optimistisch in meinen Augen. Dem Kampf gegen Korruption verschreiben sich in Nigeria schon immer alle Politiker. Korruptionsbekämpfer Goodluck Jonathan hat die Staatskasse nach den Boomjahren mit Ölpreisen von über 100 USD/Barrel in 2015 so leer wie niemand zuvor übergeben. Die Staatsform kann man ohne schlechtes Gewissen als Kleptokratie bezeichnen. Politiker stopfen sich die Taschen voll. In Behörden musst oder kannst man alles und jeden kaufen.
Die Referenzen auf der Website von Dr. Emmanuel Ede sind überwiegend Institutionen der Hilfs- und Mitleidswirtschaft zuzuordnen:
Dr. Emmanuel Ede- Referenzen | Emmanuel Ede Consulting
Eine Ausnahme bildet evtl. die IHK. Der Kontakt besteht vermutlich über die AHK. Die IHK Mittlerer Niederrhein hat ausführliche Informationen auf der Website zusammengestellt:
Nigeria
Referenzen Dr. Emmanuel Ede
Anhang anzeigen x3.jpg
Member hat gesagt:
Nur wenn es den Verantwortlichen gelingt dieses eine von vielen ihrer Probleme in den Griff zu bekommen (
https://www.achgut.com/artikel/nigeria_supermacht_der_zukunfts_sorgen ), kann aus Nigeria nachhaltig die bedeutendste Volkswirtschaft des Kontinents werden.
Die Probleme sind vielfältig und fest in der Mentalität und Kultur der Menschen verankert. Es wird auf alle erdenkliche Möglichkeiten versucht am Eigentum, Einkommen, Erfolg und Wohlstand anderer zu partizipieren. Das fängt bei einem Sack Reis an, der kaum nach Hause gebracht, von Verwandten, Freunden und Nachbarn portionsweise geplündert wird. Wenn jemand etwas über hat wird es als Allgemeingut betrachtet. Es abzulehnen dieses zu teilen könnte zu ernsthaften Auseinandersetzungen führen. Hat man einen Business am laufen wird erwartet Jobs an Verwandte etc. zu vergeben. Dies ist nicht gleichbedeutend damit das diese Personen auch Arbeiten möchten. Lug und Betrug auch innerhalb der Familie ist in allen Gesellschaftsschichten verbreitet. In weiten Teilen des Landes wird man auch mit Forderungen der traditionellen Führer wie Häuptlinge und Könige konfrontiert. Diese abzulehnen könnte zu dem ein oder andern Unglück führen. Auch Aberglaube ist weit verbreitet und wird zur Steuerung anderer missbraucht.
Im Geschäftsbereich hat man es überwiegend mit Opportunisten zu tun. Kaum jemand hat eine langfristige Strategie. Muss man sich in etwa wie den Marshmallow Test bei Kindern vorstellen. Wenn jemand die Chance hat a) jetzt 10.000 EUR Profit aus einem Geschäft zu schlagen oder b) wöchentlich/monatlich 5.000 EUR über einen längeren Zeitraum werden sich die meisten für a) entscheiden. Die wenigsten kennen ihre eigenen Preise oder sind in der Lage diese zu kalkulieren. Es wird ein Grundpreis nach Gefühl festgelegt plus ein kräftiger Zuschlag falls es nicht reicht. Dies führt häufig zu absurd hohen Angeboten. Oft werden Dienstleistungen und Waren angeboten die aktuell nicht erbracht werden können oder verfügbar sind. Man holt sich einen Auftrag und schaut dann ob man es irgendwie hinbekommt und falls nicht wird vertröstet, nachverhandelt oder es ist halt dumm gelaufen. Aus diesem Grund benötigt man immer einen Plan B und ausreichend Zeit diesen notfalls umzusetzen.
Dieser Abschnitt des verlinkten Artikels ist interessant in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Nigeria:
Anhang anzeigen x4.jpg
Günstig produzieren ist nicht aus unter anderem folgenden Gründen:
- Strom muss mit Generatoren selbst produziert werden
- Wasser muss selbst produziert werden
- Für Sicherheit in Form von Wachmannschaften muss man selbst sorgen
- Zuwendungen an die Polizei
- Diebstahl
- Ungebildete und unmotivierte Arbeitskräfte
- Schwieriger Zugang zu Devisen
- Korruption
- Behördenwillkür
Alleine dank der Zollabfertigung scheidet Nigeria als Standort für internationalen Handel aus. An dem Zustand der im FAZ Bericht beschrieben wurde hat sich nichts geändert. Aufwand und Kosten für die Entzollung sind enorm. Die inoffiziellen Gebühren können bis zu 10x höher liegen als die offiziellen. Die Beamten kennen ihre Macht und nutzen diese gnadenlos aus. Der Hafen hat seine Kapazitätsgrenze schon lange überschritten. Die Kosten für den Transport der Containern sind hoch da die Reedereien mit Wartezeiten bis zum Entladen von mehreren Wochen rechnen müssen. Da die Straßen zum Hafen kaputt sind müssen Container nochmals auf Bargen verlanden werden um sie aus dem Hafen zu bringen.
Member hat gesagt:
In dieser Statistik werden die 10 Länder Afrikas mit der höchsten Wachstumsrate des realen
BIP (Bruttoinlandsproduktes)
2019 aufgelistet und angeführt von:
Südsudan – – 11,28 %
Ruanda – – 10,06 %
Libyen – – 9,89 %
Äthiopien – – 8,97 %
Dschibuti – – 7,5 %
Elfenbeinküste – – 6,9 %
Benin – – 6,4 %
Tansania – – 6,27 %
Ghana – – 6,11 %
Gambia – – 5,98 %
(Quelle:
Afrika - Die 10 Länder mit der höchsten Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2019 | Statista
Überdurchschnittliches Wachstum in Afrika ist nicht zu bestreiten. Ich will auch nicht den gesamten Kontinent schlecht machen. Zum Beispiel in Äthiopien hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Die Wachstumsraten der anderen neun Länder sind übrigens nur Schätzungen. Es scheint sich auch nicht um BIP pro Kopf zu handeln. Diese wäre meiner Meinung nach präziser bei den hohen Bevölkerungszuwächsen. Am unteren Ende solcher Statistiken findet sich auch der ein oder andere afrikanische Staat. Südsudan hat ein BIP pro Kopf von 228 USD. Die müssen noch sehr lange mit hohen Raten wachsen um zu Wohlstand zu kommen.
Die Möglichkeit für einen Aufschwung analog anderer Schwellenländer wie z. B. den südostasiatischen Tigerstaaten sehe ich nicht. Es ist einfach nichts vorhanden auf das man aufbauen könnte. Nur mit vielen billigen Arbeitskräften ist es nicht getan. Insbesondere nicht wenn andere Standortfaktoren diesen Vorteil mehr als ausgleichen. Die Völker auf dem afrikanischen Kontinent haben, verglichen mit anderen Teilen der Welt, seit Jahrtausenden keine eigene Hochkultur hervorgebracht. In der Agrarwirtschaft besteht mittelfristig eine gute Chance auf Wachstum da fruchtbare Böden auf der Welt nicht unendlich vorhanden sind. Im Bereich der Weiterverarbeitung von Agrarprodukten und Rohstoffen sehe ich nur eine Chance wenn Standortfaktoren deutlich verbessert werden.
Ich hoffe das ich nicht zu viele Themen vermischt habe. Nigeria bietet sich als Beispiel an da es der bevölkerungsreichste Staat und das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Afrikas ist. Bei allen anderen Ländern hätte ich sowieso passen müssen.